Dienstag, 24. Oktober 2017

Aussteigen - mit Hilfe des schnöden Mammons?

Heute möchte ich - ganz provokant - über das Thema Aussteigen schreiben.
OK - stellen wir uns mal vor: die Sonne scheint, ich erwache in meinem hippen Wohnmobil. Nachdem ich meinen ersten Kaffe bei geöffneten Hecktüren mit Blick auf den See genossen habe, gehe ich mit meinem Hundchen gassi durch einen verwunschenen Wald. Anschließend geht es weiter mit dem Bus auf Entdeckungstour...
Klingt toll - oder? genau so suggerieren uns unzählige Aussteiger, Blogger etc. auf diversen Plattformen im Internet ihren täglichen Alltag und über die Leichtigkeit ihres Lebens. Neben den Hochglanzbildern von dem tollen See ist eine Amazon-Werbung geschaltet, welche uns Schlauchboote anpreist...

raus aus der Luxusbude, raus aus der Tretmühle - ab in die Natur!

Ganz ehrlich? Ich komme mir da etwas verarscht vor! Natürlich ist es in der Natur schön - natürlich ist es toll, einfach so in den Tag zu Leben. Aber klappt das wirklich so wie uns das die vielen Blogger suggerieren?

Ok - mal ganz von vorne. Ich plane also den Ausstieg. Was soll ich machen? Achja, sparen und nach und nach den schnöden Mammon abstoßen...
Gut, ich schufte also jeden Tag 12 Stunden statt 8 und lasse mir jede Überstunde auszahlen. Und weil ich eh keine Freizeit habe, verkaufe ich so langsam mein Hab und Gut. Frustriert muss ich feststellen, das niemand meine durchgesessene Couch haben möchte und meine Wohnzimmerwand aus Pressspan ist auch nicht so der Bringer.
So weit so gut, die Hütte ist leer, das alte Auto verkauft, der sichere Job ist gekündigt und ich kaufe mir mein Wohnmobil, welches jetzt mein neues Zuhause wird...
Den Blog - der mein zukünftiges Leben finanzieren soll - ist schon seit einem Jahr online und ich habe die ersten Follower, ebenso auf Instagram, Twitter und Facebook...
Viel von meinem gesparten Geld ist schon in meinen hippen Bus geflossen, weil ich das Fahrzeug Aufgrund von ein paar Youtube-Filmchen gekauft habe und so langsam erkennen muss, das eine Menge Teile an einem Auto einfach verschleißen können.

auf zu neuen Ufern!

OK, jetzt geht es aber los - fremde Länder bereisen! Ich habe Zeit und so fahre ich langsam auf der Landstraße. Das spart Benzin und auch die lästigen Mautgebühren.
Kassensturz: ich brauche rund 1000 Euro pro Monat, ich habe noch 30 Tausend auf der hohen Kante... Zeit für Phase 2: mein Blog muss Geld verdienen! also melde ich mich bei diversen Unternehmen für das "Partnerprogramm" an.
Während ich also mit meinem 1500 Euro Macbook in meinem Blog schreibe, wie schön man ohne irdische Reichtümer durch die Welt reisen kann, überlasse ich Amazon und co. die größten Flächen meines Blogs, damit diese mit Werbung für Konsumgüter gefüllt wird - denen ich ja schon lange abgeschworen habe!
Damit ich mein Gewissen etwas beruhige bewerbe ich noch das gesunde Hundefutter von meinem Wauzi und gebe auch mal die ein oder andere realistische Bewertung über ein Campingartikel ab - aber immer mit der Hoffnung, das jemand auf den maskierten Amazon-Link klickt und dann dort shoppt. Der Internethändler belohnt mich dafür mit bis zu 10% der umgesetzten Einkaufssumme...
Schöne, heile Welt! Während ich euch etwas von meinem freien Leben erzähle, hoffe ich insgeheim dass ihr weiterhin schön konsumiert, damit ihr mein Leben finanziert...
Natürlich pflege ich auch Freundschaften - das heißt jetzt "co Blogger" - also andere fremde Menschen, die (gegen Bezahlung) tolle Beiträge in meinem Blog schreiben, damit sich der "trafic" also die Anzahl der Klicks auf meinem Blog erhöhen.
Achja - offiziell bin ich natürlich Selbstständig - meine Einnahmen rechne ich schön, damit Vater Staat - also wir alle - so wenig wie möglich etwas davon abbekommt.
Das ist das neue Modell: viel nehmen - aber nach Möglichkeit, nichts davon Teilen. Ich doch nicht - ich teile! mit anderen Hipstern die ich unterwegs in Ihrem Bulli treffe trinke ich einen Kaffee - also ich muss mir das nicht vorwerfen lassen...

manchmal geht es schneller abwärts, als man denkt...

20 Monate später: die Kohle ging schneller zu ende als ich dachte. Das alte Auto musste öfters repariert werden und ganz so einfach wie in den DIY-Videos wars dann doch nicht.
Mein "affiliate marketing" und meine "CEO Bemühungen" haben doch nicht so gefruchtet.
Schnell noch ein Aufruf an meine Follower - sie bedauern mich sehr und spenden mir Geld für meine Heimfahrt...

nächste Raststätte: Harz (IV)

Zuhause angekommen finanziert Vater Staat die nächsten Monate... ich erhalte ALG II und eine Wohnungsgrundausstattung , von dem Staat über den ich in so vielen Beiträgen geschimpft habe. Ich bekomme einen Fernseher und nehme auch wieder an dem Konsumleben teil...
Nachdem ich einen Job bei einer Leiharbeitsfirma habe, rege mich darüber auf dass meine Kollegen mehr Gehalt als ich bekomme... das ist doch nicht fair!
Natürlich habe ich das hier alles überspitzt dargestellt. Ich möchte zum Denken und zum Diskutieren anregen.
"digitale Nomaden": Schmarotzer oder die neue Art zu leben?

Ich würde mich sehr über Kommentare freuen!

seid neugierig - euer Olaf!

Freitag, 20. Oktober 2017

15. und 16. Tag: tschüs Schweden - hallo Römö!

Der Urlaub geht leider schon bald zu Ende. Doch bevor wir wieder ganz nach Hause fahren, beschließen wir einen Abstecher nach Römö zu machen um noch einen Tag am Meer zu verbringen.
Wir fahren morgens von dem verwunschenen Campingplatz Richtung Küste - in Helsingborg wollen wir mit der Fähre nach Dänemark übersetzen.



Das Wetter meint es heute nochmal richtig gut mit uns und so wird es eine sehr ruhige Überfahrt.



Jetzt ist es gewiss - wir lassen Schweden hinter uns. Ich bin etwas traurig...

Den ganzen Tag fahren wir über Dänemarks Autobahnen, von einer Brücke zur nächsten. Zwischendrin ein paar Stops um das Wetter zu genießen und etwas zu Essen. Es ist sogar warm genug für ein Eis ;-)


Es wird Abend als wir uns Römö nähern.


In Römö angekommen, werden wir mit einem schönen Sonnenuntergang belohnt. Wir checken noch schnell an einem Campingplatz direkt am Strand ein, essen noch etwas und gehen früh schlafen - die Autofahrt fordert seinen Tribut.

Am nächsten Morgen beschließen wir - wie wohl jeder hier - mit dem Auto an den Strand zu fahren.
Der Strand von Römö ist wohl einer der wenigen Strände, die eine offizielle Straße darstellen - es gibt sogar Verkehrsschilder auf dem Strand...


Der Kaffee ist fertig!
Was für ein Ausblick! Bei Kaffee und frisch gekochten Eiern frühstücken wir mit eine frischen Brise Meeresluft.


Mhm lecker...

Nach dem Frühstück gehen wir an den Strand und sammeln Muscheln um unseren Ausflug festzuhalten:




Das Wetter ist sehr durchwachsen, so beschliessen wir gegen Mittag wieder Richtung Campingplatz zu fahren und nochmal durch die Souvenirläden zu streifen...




Nurnoch eine Nacht und dann geht es wieder nach Hause...
Am nächsten Morgen reisen wir ab - nochmal ein Blick zum Meer und es geht über viele Autobahnkilometer zurück nach hause.




Heimweh? nein - das Fernweh ist schlimmer geworden.

Ich weiß, wir kommen wieder zurück nach Skandinavien...

hej då!

Mittwoch, 13. September 2017

14. Tag: Geheimtip Camping am Vänern-See!

Wir verlassen Nusnäs mit einem Kofferraum gefüllt mit schwedischen Souvenirs.
Zügig fahren wir weiter Richtung Süden zu den beiden großen Seen Vänern und Vättern.
Das Wetter ist so schön, dass wir schon mittags beschließen uns einen Platz für die Nacht zu suchen.
Ich bemühe wieder die App "Campercontact" und suche einen Campingplatz möglichst nah bei den großen Seen. Dabei stoße ich auf einen interessanten Platz mit sehr außergewöhnlichen Bewertungen.
Schnell ist das Ziel ins Navi eingegeben und "Hilde" (so heißt das Navi) führt uns auf immer kleiner werdende Nebenstraßen. Ich vermute schon, wir sind falsch - da stoßen wir auf diese Baumallee:


Am Ende der Allee stoßen wir auf den skurrilsten, wunderschönen Campingplatz von Lars!
Er hat auch eine Internetseite, die ich wirklich sehr gerne für euch verlinke: arashultcamping.


An der Rezeption angkommen treffen wir auf Lars - einen urigen Schweden - der uns freundlich begrüßt und sogar sehr gut deutsch spricht.
Er erklärt uns, dass wir uns einfach ein freies Plätzchen suchen sollen. Es gibt an jedem Platz einen kostenlosen Stromanschluss, eine Feuerstelle und meist auch einen Tisch und Stühle. Wir sollen uns von den Sammelstellen für den Abend kostenloses Brennholz holen, damit es "romantischer" wird!
Auch zeigt er uns den Fahrradstellplatz. "Mit meinen kostenlosen Fahrrädern könnt ihr an den See fahren, wo ein Boot von mir zur kostenlosen Benutzung liegt". Was für ein Service!
Wir fahren auf den Platz - überall gibt es kleine Teiche und verwunschene Hütten, die entweder Service-, Dusch- oder Miethäuschen sind.

Fahrradschuppen mit kostenlosen Rädern!

Dusch- und Toilettenhaus 






Wir suchen uns ein freies Plätzchen und kommen mit unserem Platznachbar ins Gespräch. 
"Seit ich diesen Platz kenne, will ich nirgend woanders mehr hin..." erzählt er uns. Er kommt schon seit 10 Jahren hierher und steht seit 3 Wochen dort, hat aber "noch keine Zeit gefunden" um sich anzumelden... die Uhren drehen sich hier etwas langsamer.

Wir schauen uns den Platz etwas näher an: in vielen Gebäuden hat Lars alte Dinge gesammelt und liebevoll restauriert - fast wie ein Museum, nur dass man überall reingehen darf:







Dank der vielen Teiche gibt es auch jede Menge Enten, die sich über unser trockenes Brot freuen:


Das ist wohl der ungewöhnlichste Campingplatz den ich je gesehen habe.
CAMPERMANIAC-Prädikat: besonders empfehlenswert!

Wir machen noch einen ausgedehnten Spaziergang und genießen unser Abendbrot wieder im freien.
Der Abend klingt mit vielen Lagerfeuern langsam aus...

schon bald ist unsere Skandinavientour zu ende - aber noch sind wir nicht zuhause!
Bleibt neugierig,
euer Olaf


Dienstag, 12. September 2017

13. Tag: rote Pferde und andere Tiere...

13ter Tag. Wir fahren weiter Richtung Süden.
Weil mir aber die mit LKWs gefüllte E4 auf den Geist geht, beschließen wir etwas ins landesinnere zu fahren und werden auch mit schöner Landschaft belohnt.
Gegen späten Nachmittag fangen wir wieder an einen ruhigen Platz zum Übernachten zu suchen.
Wir sind in der nähe von Mora und eigentlich möchte ich nicht "in der Großstadt" übernachten.
Die offiziellen und inoffiziellen Stellplätze auf dem Weg nach Mora sind... naja... nicht mehr so schön wie früher. Viele Plätze sind schmutzig, runtergekommen. Man sieht viele wilde Feuerstellen mit Müll, Bierdosen und anderem Unrat - sehr schade! Was ist nur aus der schönen schwedischen Natur geworden? Natürlich stellen wir uns auch in die Natur, aber jeder Krümel Müll landet in einer Mülltüte und wird in offiziellen Mülltonnen entsorgt!
Wir fahren weiter Richtung Mora. In Mora gibt es laut Campercontact 3 offizielle Stellplätze.
Einer ist nah am Wasser - aber kaum dort angekommen sehen wir, dass dieser Parkplatz für eine Sportveranstaltung gesperrt ist. Nicht schlimm, war eh nur ein hässlicher Sandparkplatz.
Ok, wir testen mal den nächsten Stellplatz auf der App, keine 7 Km weiter.
Das Navi führt uns nach Nusnäs, Dalarne. Am Ziel angekommen stehen wir auf einer schönen, weitläufigen Wiese in einem kleinen Dorf. Um uns herum stehen viele große, rote Pferde.
Wir sind "in dem Geburtsort des Dalapferds" - das Wahrzeichen Schwedens.
Meine Beifahrerin freut sich sehr - aber leider sind die Souvenirläden alle schon geschlossen.

Dalapferd XXL

Touristenshop



auch andere Tiere erstrahlen in rot...

Da wir für die daheimgebliebenen noch Mitbringsel brauchen, beschließen wir auf der Wiese (extra für Wohnmobile) zu übernachten und am nächsten Morgen die Kreditkarte "glühen" zu lassen ;-)
Aber es soll garnicht so teuer werden - die Preise für Tassen, Holzpferde und andere Andenken sind recht moderat.


Wir genießen die Abendsonne und essen draussen auf den gepflegten Tischen und Bänke die extra für die Wohnmobile aufgestellt wurden....


Die Sonne geht unter und nach einem kleinen Spaziergang gehen auch wir schlafen.
Gute Nacht...

Montag, 11. September 2017

11. und 12. Tag: ein Leuchtturm, Köttbullar und eine Campingplatzempfehlung

Leider ist dieses Jahr die Urlaubszeit sehr knapp, deswegen müssen wir uns kurz über dem Polarkreis wieder auf dem Heimweg machen. Es soll über Lulea die E4 an der Küste Richtung Süden gehen.
Am Nachmittag halten wir bei Jävre an einem uns bekanntem Leuchtturm direkt an der E4.
Hier waren wir bereits 2007 als an dem Leuchtturm lediglich ein Schotterparkplatz zum verweilen einlud:
2007


Nun hat sich aber einiges geändert: es gibt weitere asphaltierte Parkflächen und offizielle Stellplätze, Hütten und auch Restaurants.

2017

Wir zahlen an der Tankstelle (auf der anderen Straßenseite) einen kleinen Obolus und bleiben über Nacht...

Am Nächsten Tag geht es auf der E4 weiter Richtung Süden. Mittags durchqueren wir Umea und stoßen auf unser Mittagsrestaurant mit den weltbesten Köttbullars: Ikea


Vermutlich liegt es an der Urlaubsstimmung - aber das Essen beim "Original" schmeckt einfach besser als bei uns in Deutschland...

Wir fahren noch sehr lange weiter gen Süden als wir abends durch das Naturreservat Norrfällsvikens fahren. Ich habe in der App "Campercontact" einen Campingplatz in Mjällom rausgesucht.
Nochmal: ich mache normalerweise keine Werbung noch verdiene ich durch verlinken Geld - aber manchmal bin ich der Meinung etwas ist so außergewöhnlich gut, dass es eine Verlinkung "verdient" hat. So auch dieser Campingplatz: norrfallsvikenscamping.

Schon die Einfahrt auf den Campingplatz gefällt:


Der Campingplatz befindet sich mitten in einem Nadelwald.




Es ist überall sehr sauber und gepflegt - auch die Duschen sind top-sauber.
Das schöne an diesem Platz: es gibt keinen Stellplatzplan - d.h. man kann sich da hinstellen, wo man mag. Ganz ohne Regelung - wo, wie, in welcher Ausrichtung!
So haben auch wir unseren Platz "gefunden":



Auch die Infrastruktur ist top: alle paar Meter gibt es Wasserhähne mit Trinkwasser.
Die Abendstimmung lädt zum spazieren gehen ein, so gehen wir noch die Anhöhe herunter ans Wasser...




 Ein wirklich schöner Campingplatz! Wir genießen noch die Abendsonne bei einem Tee und gehen dann schlafen...

Leider ist unser Urlaub schon fast zu Ende - aber es gibt noch spannende Dinge zu sehen!
In diesem Sinne: bleibt neugierig,
Euer Olaf