Mittwoch, 1. März 2017

Brennstoffzelle im Bus - oder nie wieder Stromprobleme?

Mein Blog heißt ja "Basteln und Reisen mit dem Wohnmobil" - also schreibe ich heute mal was zum Thema Basteln.


Eigentlich ist das Thema jedem Camper bekannt: Stromprobleme - wie bekomme ich die Batterie wieder voll?
Da steht man "frei" und genießt die Natur: keine Menschenmengen, kein Großstadtlärm, keine Strassen... und kein Strom!
OK - die ersten ein, zwei Tage klappt das dank großer Aufbaubatterien auch so. Doch irgendwann wird's dünn. Die Heizung versagt, der Kühlschrank kühlt nicht mehr und der geliebte Fernseher will auch nicht mehr.
Was tun? Weniger verbrauchen? Klar - auf Handy, Notebook, Fernseher und der elektrischen Kaffeemaschine kann ich auch gut verzichten. Aber das Bier sollte doch bitte kalt bleiben und auf die warme Dusche dank Wasserboiler und Heizung möchte ich persönlich nicht verzichten...
Mehr/andere Batterien verbauen? Auch nicht schlecht - dank verbesserten Akkus lässt sich noch einige Tage mehr rausholen... aber die sind auch irgendwann leer, kosten viel Geld und lässt das mögliche Zuladungsgewicht schmelzen...
Moppel/Stromgenerator? Hm... nochmal - ich stehe in der Natur und erfreue mich der Stille... und dann knattert es neben mir? Für mich undenkbar.
Solarzellen? Tolle Sache! (ich werde darüber noch schreiben)... aber was macht man wenn es dunkel oder bewölkt ist? Gerade im Winter benötigen wir Camper jede Menge Strom für Heizung und Warmwasser...
Eine Brennstoffzelle! (fast) unendlich Strom produzieren - egal wo, egal wann - klingt fast zu toll um wahr zu sein...
Also gut - ich probiere es aus!
Der erste Schock: der Preis - günstig geht anders. Wann "amortisiert" sich denn so eine Brennstoffzelle? Nie - wie fast alles beim Campen, schließlich ist das ja unser Hobby ;-)
Dank guter Beziehungen komme ich günstig an eine EFOY 1600 Brennstoffzelle. Der Preisschock ist überwunden und ich mache mich an den Einbau. Doch was ist hier zu beachten?


  • die Brennstoffzelle benötigt Zugang zu frischer Luft (Luftschlauch)
  • ein dünner Schlauch (für Wasserdampf) muss ebenfalls nach aussen geführt werden
  • die Brennstoff-Kartusche sollte so verbaut werden, dass man sie leicht austauschen kann
  • die Brennstoffzelle benötigt insgesamt 4 Kabel (2 x Plus, 2 x Minus) zur Aufbaubatterie
  • während die Brennstoffzelle in Betrieb ist, brummt sie etwas - an der falschen Stelle im Bus kann das störend sein
  • im Winter sollte man die Brennstoffzelle ausbauen - also sollte sie leicht erreichbar sein 
Nachdem ich einen geeigneten Platz im Bus gefunden habe, geht es an den Einbau. Ich entscheide mich das Gerät im Heckschrank meines T4 California Exclusive zu verbauen. 
Von der kleinen Heckklappe erreiche ich den Tank mit der Brennstoffflüssigkeit (Methanol):


Gut zu sehen sind die 2 Kabelpaare (rot+braun) die an die Aufbaubatterie - in meinem Fall quer durch das Fahrzeug gelegt werden müssen. Was für eine Fummelei!
Natürlich wird der Tank mittels Spanngurt noch am Boden befestigt.

Auf dem Boden wird eine Art Halteschale für die eigentliche Brennstoffzelle geschraubt. In diese Schale wird die Zelle gestellt und ebenfalls per Spanngurt befestigt:
(sorry leider total verwackelt, weil es dort so eng war...)


An der Seite des Schrank gelange ich durch ein "Gummilappen" in die Zwangsentlüftung des Fahrzeugs. Beim T4 befindet sich diese Öffnung seitlich hinter der Heckstoßstange. Dort befestige ich den Auslass für die Brennstoffzelle. Diesen habe ich dann mit einem Flexrohr für Wäschetrockner mit dem Gerät verbunden:



 So sieht das dann aus, wenn alles in dem Heckschrank von meinem T4 eingebaut ist. Das dünne graue Kabel ist die Verbindung zur Steuereinheit/Display:



Jetzt fehlt nurnoch das Display:


Später verbaue ich es noch im Seitenteil des Schrank - hier gibt es auch Rahmen um das Bedienteil auf eine Wand zu setzen.

Nachdem alles verkabelt ist, schalte ich die Brennstoffzelle ein - es erscheint die Meldung "Ein Startphase". Es beginnt leise zu brummen und zu rattern...
Die Anzeige ändert sich:



Sehr schön! Ich warte noch etwas und drücke mit mittels der >> Taste durch die einzelnen Menüs:



Super! ein Druck auf die Taste auto und die Anzeige springt auf:


Die Geräusche vom Lüfter in der Brennstoffzelle und das Brummen verstummt.
Ich beschließe das Display noch einzubauen, das sieht dann so aus:



Krümelmonster und Elmo freuen sich auch ;-)

Die Brennstoffzelle kann in 2 Modis betrieben werden:
- manuelles ein- und ausschalten
- Automatikbetrieb: beim erreichen von einem minimum Spannungswert (einstellbar) springt der Generator an und geht auch wieder aus - auch diesen Wert kann man einstellen.

OK - ich fasse zusammen: die Brennstoffzelle springt (fast) geräuschlos an, lädt die Batterie auf und geht wieder aus... eigentlich ein tolles Wunderding, genau das was wir Camper wollen.
Eigentlich...

Kommen wir mal zu den Schattenseiten:


  • wenn es besonders warm ist und die Brennstoffzelle lange nicht mehr in Gebrauch war, verlangt sie nach "Service Fluid"  - dies wird dann im Display angezeigt und der Dienst wird eingestellt.
  • diese Flüssigkeit befindet sich in einem kleinen Fläschchen (100ml) und kostet um die 10€.
  • mit Glück hat man im Urlaub also so ein Fläschchen dabei, fummelt den Gummischlauch (der für den Wasserdampf) ab und füllt die Flüssigkeit dort ein. Ein, zwei Resets später springt der Generator wieder an und brummt vor sich her.
  • im Winter sollte die Brennstoffzelle ausgebaut werden, weil es ihr unter +1 Grad zu kalt wird. Bleibt sie dennoch im Fahrzeug (es gibt ja auch Leute, die Winter verreisen) springt sie regelmäßig an um sich "aufzuwärmen".
  • geht im Winter das Methanol aus, friert die Brennstoffzelle ein. Anschließend muss sie langsam über mehrere Stunden aufgewärmt werden und verlangt anschließend - ratet mal - Service Fluid :-(
  • das Brummen und rauschen hat mich persönlich nachts gestört, so dass ich zumindest Nachts die Brennstoffzelle ausgeschaltet habe. 
  • die maximale Strommenge lag bei meiner so um die 5,2A - 6A. Um also 20Ah aufzuladen muss die Brennstoffzelle schon rund 4 Stunden brummen...


Mein persönliches Fazit:

nettes aber extrem teures Spielzeug mit hohem Wartungsaufwand - welches wenn es darauf ankam mal wieder mit irgendeiner Störung den Dienst verweigerte...
Ich persönlich setze beim Boxstar auf 2 dicke Batterien mit Solarstrom vom Dach... lautlos und wartungsfrei :-)

Was für Erfahrungen habt ihr mit welcher Technologie?
Bin sehr gespannt auf eure Lademethoden!

Demnächst gibt es hier weiteres Basteln ;-)
Bleibt neugierig,
euer Olaf


4 Kommentare:

  1. Hallo Olaf,
    danke für deine gut verständlichen Erläuterungen mit Bildern zu der BZ, du hast das Problem gut beschrieben. Die selben Überlegungen ob nun Solarzellen, BZ oder große Lithiumbatterie für uns das Richtige oder das Bessere sind habe ich auch gemacht und mich am Ende für 2x100 W Solarpanele entschieden. Und das obwohl wir auch im Winter mit dem Fzg. unterwegs sind. Ich muß im Winter also in regelmäßigen Abständen mit dem Camper an Landstrom, weil die Dieselheizung ständig zur Vermeidung von Frostschäden durchläuft.
    Aber der Platzbedarf einer Efoy in unserem CS-Rondo war einfach zu groß. Und am Ende, nach 1 - 2 Jahren Erfahrung weiß man dann, ob man sich richtig entschieden hatte. Es ist eigentlich wie immer.
    LG
    Eugen

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  2. Hallo Eugen,
    vielen Dank für deinen Komentar! Auf das Thema Platzbedarf bin ich noch nichtmal richtig eingegangen - auch das ist natürlich wichtig! Ansonsten kann ich immer nur von meiner Meinung und meinem persönlichem Erfahrungen schreiben. Es freut mich, wenn ich etwas Licht in das eine oder andere Thema bringen kann.
    Viele Grüße, Olaf

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  3. Moin Olaf
    Eigentlich fand ich die Idee der BZ klasse, vor allem für den Winter wenn auf den Solarzellen Schnee liegt, aber wenn sie ja gerade dann da Probleme macht!? Dann im Notfall doch lieber bissl den Ladebooster beschäftigen und einfach eine verlängerte Runde zum Einkaufen fahren...
    Ich habe auf dem CS-Cosmo 290 real gemessene Watt (Max. gemessener Ertrag letzten Sommer mittags in den Pyrenäen) in Form von flexiblen Solarzellen auf dem Dach und bisher war das selbst bei Wintertouren mit erhöhtem Strombedarf dank abendfüllendem Filmegucken bei früher Dunkelheit absolut ausreichend. Regler ist ein Votronic MPP 350 Duo Digital.
    Gruß Christian

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    1. Hallo Christian,
      Danke für deinen Kommentar! Ja gerade im Winter habe ich mit der Brennstoffzelle nicht die beste Erfahrung gemacht - und genau da benötigt man den Strom wohl am meisten. Dicke Batterien und eine gut Ladetechnik funktionieren da in der Tat besser.
      Grüße, Olaf

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